Die Weinregion Kalabrien – autochthone Weine aus Süditalien

Die Weinregion Kalabrien liegt im äußersten Süden des italienischen Festlands unmittelbar gegenüber Sizilien. Im Norden hat das gebirgige und trockene Kalabrien eine gemeinsame Grenze mit der Region Basilikata und ist ansonsten vom Mittelmeer umgeben. Die Weinberge Kalabriens umfassen eine Rebfläche von etwa 35.000 Hektar, doch wird derzeit nur auf ungefähr 10.000 Hektar tatsächlich Weinanbau betrieben. Kalabrien ist eines der ältesten italienischen Weinanbau-Gebiete. Bereits 1000 v. Chr. brachten griechische Kolonisten den Weinbau von Sizilien aus nach Kalabrien und in das nordwestlich benachbarte Kampanien. Die größten Anbaugebiete befinden sich heute im Norden Kalabriens an der Küste des Tyrrhenischen Meeres und im Süden nahe des Ionischen Meers. Weinbau wird in Kalabrien vor allem in küstennahen Hügel-Landschaften und auf trockenen Hochebenen betrieben, die von mediterranem Klima geprägt sind: Heiß-trockene Sommermonate wechseln sich mit insbesondere im Landesinneren kalten und rauen Wintern ab. Da Kalabrien sowohl südlich als auch nördlich an das Mittelmeer grenzt (die kalabrische Küstenlinie weist insgesamt eine Länge von 780 Kilometern auf), profitieren die Rebkulturen von den in Meeresnähe nicht allzu starken Temperatur-Schwankungen. Lockere Misch-Böden sowie Lehm- und Kalkstein-Böden bieten gute Voraussetzungen für den Weinanbau.

Die Weinregion Kalabrien ist für ihre alkoholstarken Rebensäfte bekannt, die hauptsächlich aus regionalen Rebsorten gekeltert werden. Die neun kalabrischen Qualitätsweine mit DOC-Auszeichnung (Denominazione di origine controllata) vereinen lediglich drei Prozent der Produktion der Weinregion. 90 Prozent der Weinherstellung Kalabriens entfallen auf Rotweine. Die rote Gaglioppo-Rebe, die auf einem Viertel der Weinberge kultiviert wird, ist die wichtigste Rebsorte der süditalienischen Weinregion. Der hohe Zucker-Gehalt der Gaglioppo-Beeren ist ursächlich für den hohen Alkohol-Anteil der gekelterten Weine. Die Weinlese der spät reifenden Traube erfolgt gewöhnlich zwischen der dritten September- und der ersten Oktober-Woche. Die traditionsreiche Rebe, die ausgezeichnet unter trockenen Klima-Verhältnissen gedeiht und auch mit winterlicher Kälte gut zurechtkommt, stammt vermutlich aus dem antiken Griechenland. Die größte Bedeutung unter den weißen Reben kommt der autochthonen Sorte Greco Bianco zu, die überwiegend in einer kleinen DOC-Region an der kalabrischen Südküste (Ionisches Meer) angebaut wird. Sortenbedingt kann die Greco-Bianco-Herstellung, die pro Jahr nur durchschnittlich 150.000 Liter erreicht, innerhalb eines Kalenderjahres auch einmal vollständig ausfallen. Der goldgelbe, im Zuge der Alterung in einen leichten Kupferton übergehende Weißwein reift in Kastanienfässern für mindestens ein Jahr, höhere Qualitäten entsprechend länger. Greco Bianco erreicht seine optimale Trinkreife im Alter von fünf Jahren, kann aber gewöhnlich auch bis zu zwanzig oder mehr Jahre gelagert werden. Inschriften auf nahe der heutigen Ortschaft Strongoli entdeckten archäologischen Fundstücken belegen, dass Greco Bianco bereits in römischer Zeit in Süd-Kalabrien kultiviert wurde.