Die Weinregion Sardinien – vornehmlich rote, aber auch weiße Qualitätsweine

Sardinien ist nach Sizilien die zweitgrößte italienische Mittelmeer-Insel. Seit den 1980er Jahren haben sich die Winzer Sardiniens auf die Herstellung hochwertiger Qualitätsweine konzentriert. Bei einer Rebfläche von 35.000 Hektar werden auf Sardinien jährlich eine Million Hektoliter Wein produziert. 85 Prozent der Mittelmeer-Insel bestehen aus für die Weinwirtschaft nicht geeigneten Hochflächen und Gebirgen. An die häufig steil emporragenden Küsten schließen sich Hochebenen an. Der Weinanbau erfolgt vor allem in der hügeligen Ebene Campidano zwischen Cagliari an der Südküste und dem 90 Kilometer entfernten Oristano an der Südwest-Küste. Außerdem haben sich viele Weinbau-Unternehmen in der im Insel-Nordwesten befindlichen Alghero-Ebene angesiedelt. Das im Allgemeinen ausgewogene mediterrane Klima Sardiniens bietet gute Voraussetzungen für die Weinerzeugung. Lange Wachstums-Perioden schaffen die Grundlage für sardische Weine mit hohem Alkoholgehalt. Die unterschiedlichen Temperatur-Verhältnisse der Teilregionen Sardiniens begünstigen jeweils bestimmte Weinsorten. Im kühleren Norden Sardiniens werden frische und fruchtige Weißweine gekeltert. Aus den wärmeren westlichen und südlichen Regionen stammen neben weißen vor allem auch rote Rebensäfte. Der Weinbau im trockene Süden erfordert allerdings oftmals eine künstliche Bewässerung. Sardinien ist eines der ältesten Weinanbaugebiete in Westeuropa. Bislang wurde angenommen, dass die ersten Weinreben von den Phöniziern etwa 800 v. Chr. auf die Mittelmeer-Insel gebracht wurden. Archäologen der Universität von Cagliari präsentierten jedoch Anfang 2015 von der Insel stammende Weinsaaten aus der Zeitspanne zwischen 1300 und 1100 vor unserer Zeitrechnung.

Zwei Drittel der Weinproduktion Sardiniens entfallen auf Rotweine, ein Drittel auf Weißweine. Die sardischen Winzer pflegen vorrangig einige bereits seit Jahrhunderten kultivierte Rebsorten. Die rote Cannonau-Rebe ist vermutlich identisch mit der Sorte Garnacha, die im 15. Jahrhundert unter spanischer Herrschaft eingeführt wurde. Gute Cannanou-Qualitäten zeichnen sich durch ihren Körperreichtum und ihre Ausdrucksstärke aus. Der Geschmack wird geprägt durch die Aromen roter Früchte und einen teilweise hohen Alkohol-Anteil. Cannonau, der den Mindest-Alkoholgehalt von 13,5 Prozent unterschreitet, darf nicht als DOC-Qualitäts-Produkt, sondern nur als Tafelwein und zudem nur ohne die Bezeichnung „di Sardegna“ verkauft werden. Der Weißwein Vermentino di Sardegna hat sich zu einem der beliebtesten Weißweine Italiens entwickelt. Trockener Vermentino ist als leichter, spritziger Rebensaft bekannt. Die liebliche Vermentino-Variante, die aus länger gereiften Trauben entsteht, ist besonders gehaltvoll und an ihrer dunkleren Färbung erkennbar.